Mikroabenteuer Marschkompass. Der kürzeste Weg ist eine Gerade.

Unser Mikroabenteuer führt uns in den Grunewald. Wir ignorieren alle Wege und folgen der Kompassnadel. Immer geradeaus. Stur wie ein Maultier.

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Die Nadel wackelt. Ein paar Euro mehr hätte ich mir den Kompass wohl kosten lassen sollen. Aber so schwer kann es doch nicht sein, sich für eine Richtung zu entscheiden. Routiniert schlage ich das Gerät gegen etwas Hartes. Hilft immer, bilde ich mir ein. Hilft aber tatsächlich. Die Nadel ist nur noch etwa fünf Striche unentschlossen. Unser Mikroabenteuer führte uns heute in den Grunewald. Einfach mal auf einer gerade Linie durch den Wald laufen, klang wie ein tolle Idee.

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So stehe ich also im Grunewald – entschlossen, den Wald nach Marschkompasszahl (MKZ) zu durchlaufen. Und da der Wald dicht ist, laufe ich von Hilfsziel zu Hilfsziel, die höchstens 15 Meter auseinander liegen. Warum? Weil ich es schon lange nicht mehr gemacht habe und ich mir deshalb unsicher bin, ob ich mein Ziel erreiche. Dank der sensiblen Nadel noch etwas mehr. Und dann ist da noch der Hund. Immer, wenn es anstrengend wird, schlagen die Labrador-Gene durch. Der dichte Wald soll ihn etwas fordern. Zur moralischen Unterstützung kommt unser Kumpel Buckley mit.

Eine MKZ zu ermitteln, ist eigentlich ganz einfach. Ihr schnappt euch eine Karte der Gegend, richtet diese nach Norden aus und zieht eine Linie von eurem Startpunkt zum Zielpunkt. Dann legt ihr den Kompass an diese Linie, dreht die Kompassdose so, dass N auf der Nordspitze der Nadel ist. Der Wert bleibt nun eingestellt und ihr haltet beim Laufen die Nadelspitze auf N ausgerichtet. Theoretisch kommt ihr dann genau dort an, wo ihr hinwolltet. Sicher versteht ihr jetzt mein Problem mit der wackelnden Nadel.

Da ich faul bin, nutze ich zur Ermittlung der MKZ einen Planzeiger. Den kann ich auf meinen Startpunkt und die Schnur auf meinen Zielpunkt legen. Meiner Meinung nach ist das genauer, aber vor allem schneller. Und ich muss die Karte nicht einnorden, da ich mich an den West-Ost Linien orientieren kann.

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Einnorden der Karte: Kompasskante an die Gitterlinien anlegen, Nadel mit Norden in Übereinstimmung bringen. alternativ: Ost-West-Band mit Städtenamen nutzen.

Planzeiger: Die schnelle und genauere Alternative.

Planzeiger: Die schnelle und genauere Alternative.

Der Plan, dass sich die Hunde gegenseitig antreiben, geht nur teilweise auf. Zeitweise bemitleiden sie sich untereinander und verbünden sich gegen mich. Da zumindest einer der beiden gerne jagt, sind beide Hunde angeleint. So ziehe ich zwei Hunde hinter mir durch den Wald, die sich in regelmäßigen Abstand um Bäume wickeln oder im Geäst verfangen. Natürlich wäre der Trip ohne Leine angenehmer für alle Beteiligten, aber ohne Leine sind beide Hunde – nennen wir es mal: ausgewechselt. Und die Tage sind gerade zu kurz, um mitten im Wald auf zwei Hunde zu warten. Schlussendlich schlägt sich Tano doch ganz tapfer, auch wenn mich sein Blick beim Überqueren der Waldwege doch sehr getroffen hat. Also an dem Punkt, als er merkte, dass wir wieder ins Unterholz verschwinden.

Nutzt Hilfsziele, sie erlauben Strecken zwischen den jeweiligen Zielen auch auf indirektem, aber einfacheren Weg zu gehen.

Warum auf einer Linie durch den Wald laufen?

Für mich ist die Antwort einfach. Ich bin gerne alleine draußen. Oder mit Leuten, die ich mir aussuche. Wenn man querfeldein läuft, ist die Chance eher gering, auf andere Leute zu treffen. Nicht, dass ich übermäßig misanthropisch wäre, aber wenn man aus der Stadt kommt, dann will man im Wald doch seine Ruhe haben.
Außerdem – und das ist wahrscheinlich der Punkt, der euch mehr überzeugt – ist an den Stellen, an denen keine Wege sind, die Natur fast unberührt. Oder zumindest die meiste Zeit des Jahres nicht von Waldarbeitern so gangbar gemacht, dass auch der Seniorenverein 1912 e.V. unfallfrei durch das Gehölz stapfen kann. Ihr seht den Wald einfach anders. Müsst euch Gedanken machen, wie ihr um das Moor herum kommt. Ja, erfahrt vielleicht sogar erst, dass da ein Moor ist. Es ist viel anstrengender und macht schon deshalb viel mehr Spaß. Und wenn der Hund nicht so eingeengt gewesen wäre durch die Leine, hätte auch er einen riesen Spaß gehabt.

Manche Stellen müssen Umlaufen werden.

Ziel erreicht. Rastplatz voraus

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