Callander ist das Tor zur Wildnis.

Endlich in Schottlands Wildnis angekommen, glauben wir mal schnell einen Berg hoch rennen zu müssen.

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So direkt vor Ben Ludi, wirkt der Berg doch höher als von der Landstraße aus. Also vor allem steiler. Das macht die spontane Idee, schnell noch mal vor dem Abendessen einen Berg hochzulaufen, bevor es dunkel wird etwas naiv. Aber es war der erste Berg, den ich auf der Route sah, der noch Schnee auf dem Gipfel hatte. Eigentlich der erste überhaupt auf der Reise der dem, was ich mir unter Schottland vorstelle, nahekommt. Und deshalb will ich da hoch.

Callander ist so etwas wie das Tor zum Loch Lomond Nationalpark. Nach Edinburgh ungefähr die erste Station, an der man in Schottland das Gefühl von Wildnis bekommt. Callander selbst wirkt mit, all den Touristen auf der Mainstreet fast schon etwas Grotesk. In etwa, als wenn die Leute zwar bis zum National Park wollen, aber dann doch lieber keinen Fuß hinein setzen.

Tatsächlich herrscht auf der Mainstreet so etwas wie Straßenfeststimmung. Wie ein Damm hält es die Stadt die Leute an den Souvenirladen und Restaurants. Vor dem Tasty Fry ist eine Schlange wie zu den besten Zeiten vor „Murats Gemüse Döner“ oder „Curry36“. Aus Mangel an Vergleichen zu anderen Städten bitte ich um Entschuldigung. Ich hatte gerade keinen Reiseführer zur Hand, aber ähnlich wie die beiden genannten Berliner Beispiele scheint auch „The Tasty Fry“ ein „Geheimtipp“ zu sein. Jedenfalls steht man eine halbe Stunde an.

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Nachdem wir uns den Bauch mit dem obligatorischen Fish and Chips vollgeschalgen haben, fahren wir also raus aus Callander. Und plötzlich ist Ruhe. Ein paar Ausflügler, die die kurvenreiche Strecke durch den Nationalpark für eine Motorradtour nutzen. Ein paar Autos. Und kaum Haltemöglichkeiten. Irgendwie bekam ich den Bus dann doch noch irgendwo abgestellt. Und dann standen wir da.

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Mit 878 Metern ist der Ben Ludi gar nicht mal so hoch. Nur führt der Weg fast direkt hinauf. Womit eine gewisse Steigung einhergeht. Mein Job bringt es leider auch mit sich, viel Ausrüstung mitzunehmen, wo andere eher mit leichtem Gepäck wandern. Jedenfalls sorgt mein Rucksack für eine Menge komischer Blicke und die eine oder andere Frage, ob ich über Nacht bleibe. Der Einfachheit wegen antwortete ich irgendwann mit Ja. So wirke ich wenigstens nicht vollkommen bescheuert. Mit dem Gedanken „Scheiß drauf, endlich Schottland,“ lauf ich und der Hund dann also los. Da der Weg – nicht unbedingt ausgebaut ist- aber doch recht regelmäßig benutzt wird, läuft man in knapp 90 Minuten den Berg hinauf. Bis grob zur Baumgrenze kann man noch von Wegen reden, danach folgt man dem, wo am meisten ausgetreten ist.

Da wir uns aber erst um 15 Uhr dazu entschlossen hatten, bleibt oben auf dem Berg nicht viel Zeit. Die Seite, auf der wir hochkamen, lag schon im Schatten der untergehenden Sonne. Jedenfalls wollte ich nicht schon am ersten Tag ein Fall für die Bergwacht werden und wir machten uns auf den Rückweg. Der Hund scheint sich im Übrigen ziemlich viele Energiereserven aufzusparen – für Rückwege.

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Mut zur Hässlichkeit-Selfie

Auf Ludi hat man einen Tollen Blick auf Loch Lubnaig. Genauso spontan wie die Idee den Berg hochzuwollen, kam die Idee an dem See zu übernachten. Das Tolle in Schottland- man kann die Idee umsetzen. Das Jedermanns-Recht erlaubt eben jedem, sich überall breitzumachen. O.K. es gelten ein paar Regeln. Aber eine Anzeige wegen wildcampens wird es in Schottland nicht geben.

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Der See war auch von Nahem so toll wie aus der Ferne. Während wir am Ufer sitzen, packen links von uns die Angler ihren Tagesfang zusammen und verschwinden langsam. Die Autos werden weniger und man vergisst, dass man nur 20 Meter von der Straße entfernt ist. Auf der anderen Seite des Sees sitzen ein paar Angler, die sich ein Feuer angemacht haben. Und das Flackern des Feuers spiegelt sich im Wasser. Der Hund sucht in unregelmäßigen Abständen meine Kleidung nach weiteren Krümeln ab und ich trinke Bier.

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