Auf eigenen Pfoten. Tano muss schneller erwachsen werden.

Wie Mensch und Tier damit umgehen, wenn ein Rudelmitglied plötzlich stirbt.

obi-bak-kenobi_header

In Dänemark ist mir das erste Mal aufgefallen, dass Tano nicht so souverän ist, wie es den Anschein erweckte. Zu Hause blickte er immer zu Bak, und der wartete beim Gassi gehen immer auf Tano. Trieb ihn sogar an. Und Tano? Der bewegte sich immer erst wirklich in meine Richtung, wenn Bak eine unsichtbare Linie überquerte.

Ihr merkt, ich schreibe in der Vergangenheit. Während meiner Reise nach Dänemark wurde Bak krank. Ursprünglich wollte ich ja nach Schottland, und hatte Bak zu Hause gelassen, weil ich ihm den Stress nicht mehr zumuten wollte. Als ich vorzeitig zurückkam, erholte Bak sich schnell, sodass ich es auf die Trennung schob. Nur um wenige Tage später zu erfahren, dass er unheilbar krank war. Das warf mich ziemlich aus der Bahn. Auch für den Start eines neuen Blogs war es ungünstig. Ich entschied mich aber dafür, mich die letzten Tage voll auf Bak zu konzentrieren und es auf der Seite nicht anzusprechen. Schlimmer wäre es wohl gewesen, wenn der Blog schon gelaufen wäre und ich einfach eine Auszeit genommen hätte. Wahrscheinlich hätte ich es dann auch erklärt. Ich will damit sagen, dass ich den Blog eigentlich regelmäßiger betreibe. Der Tod von Bak, der mich 12 Jahre begleitet hat und immer da war, hat mich aber sehr getroffen. Das nur als Entschuldigung für die unregelmäßigen Artikel. Nun weiter im Text.

Ich vergleiche Tano gerne mit einem Padawan. Um in der “Star Wars“-Analogie zubleiben, war Bak sein Obi Wan. Ohne den manipulativen Teil. In jeder guten Geschichte verlässt der Mentor den Helden, wenn er ihn nichts mehr zu lehren hat. Oft ist es schmerzlich. Aber der Schmerz hilft dem Helden der Geschichte, seine eigenen Erfahrungen zu machen, und daran zu wachsen. Nur hätte der Padawan in diesem Fall noch vieles lernen können.

Ich habe Bak, nachdem ich mein Versprechen brechen musste, ihm nie einen Tag zu nehmen, ein neues Versprechen gegeben. Ich will Tano zu einem Hund machen, der genauso selbstverständlich durch die Welt geht wie er. Den nichts erschüttert und der auf dem Hundeplatz einfach mal zwischen zwei streitende Hunde stapft, tief Luft holt und den Jünglingen, die sich schuldbewusst umdrehen und von dannen ziehen, gelassen hinterhersieht. – Ich vermisse den alten Jedi auf dem Hundeplatz.

Ich habe keine Ahnung, ob es besser ist, wenn der Tod des eigenen Hundes unvorbereitet kommt, er einfach nicht mehr wach wird. Mich jedenfalls hat die Tatsache, dass ich den Tod meines Freundes planen musste, fertig gemacht. Es kam mir vor wie Verrat. Andererseits konnten wir in den Tagen, bevor er eingeschläfert wurde, noch viele Burger, Pizza und Kuchen essen. Ich konnte dem alten Mann noch ein paar Mal seinen geliebten Ball zuwerfen, und mich darüber freuen, wie glücklich er hinter dem Kong her rennt. Obwohl er in einer Woche vier Kilo verloren hatte und kaum noch stehen konnte. Jetzt, zwei Wochen später, sitze ich immer noch am Computer, heule und hoffe diesen Text endlich fertig zu bekommen. Ich erwarte kein Verständnis. Ich frage mich selbst, warum mich der Tod eines Tieres tiefer trifft, als der eines Menschen. Aber für mich ging ein Freund.

Wenn Tano nur halb so viel Charakter entwickelt wie sein Mentor, dann werde ich ein sehr stolzer Hundepapa. Bis dahin wird er noch viele Reisen machen und viele neue Situationen kennenlernen müssen, um am Ende wie Bak Teil der Macht zu werden.

Anzeige

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*